Gera ist die flächenmäßig zweitgrößte Stadt Thüringens. Da es heuzutage modern ist, den Städten noch interessante Beinamen zu geben, hat auch Gera einen solchen. Benannt nach dem berühmten Sohn der Stadt und Maler, heißt Gera nicht nur Gera sondern
Otto-Dix-Stadt Gera. Nun schau mal an, es gibt tatschlich einen Ort in Thüringen in dem Goethe oder Schiller nicht waren. Für alle die mit Otto Dix nichts anzufangen wissen, gibt es
hier die Möglichkeit die Bildungslücke zu schließen. ;)
Letztes Wochenende statteten wir diesem Städtchen einen Besuch ab.
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Quelle: google maps |
Die Fahrt dahin war recht nervenraubend, da die A9 gerade eine einzige Baustelle ist und der Verkehr sich staut, wo es nur möglich ist. Auf der Zielgeraden brachte uns eine zusätzliche Sperrung der Landstraße fast zur Verzweiflung. Schlussendlich erreichten wir unser Hotel dann doch noch im Hellen. Dieses Mal waren wir im Apart Hotel untergebracht.
Viele Plakate unterwegs wiesen schon auf das Höhlerfest hin und uns hielt dann auch nichts mehr im Hotel. Das 26. Höhlerfest dominierte das ganze Wochenende die Innenstadt. Es gab einen Mittelaltermarkt, Rummel und unzählige Stände mit allerlei Leckereien. Zuerst nahmen wir an einer geführten Besichtigung der historischen Höhler teil. Es ist tatsächlich kein Schreibfehler, wenn ich von Höhler berichte. Es handelt sich hier um eine Art Bierkeller unter dem gewöhnlichen Keller, die nachträglich unter viele Häuser der Altstadt gebaut wurden. Damals war das gebraute Dünnbier quasi Grundnahrungsmittel und musste daher in großen Mengen gelagert werden. Die Höhler hatten die besten Bedingungen dafür.
Anschließend bestiegen die den Rathausturm, der einen guten Überblick über die Stadt brachte. Den Abend ließen wir im Getümmel mit verschiedenen Leckereien wie Zyklopenspieß und Dresdner Handbrot ausklingen.
Sonntag startete etwas ungemütlich weil im Frühstücksraum Chaos herrschte: Die Tische waren alle besetzt, viele wartende Gäste, räumten diese selbstständig ab, es gab weder Teller noch Gläser dafür aber 2 überforderte Kellnerinnen. Nachdem wir uns dann aus dem stockenden Nachschub unser Frühstücksmenü zusammengesammelt hatten, genossen wir die unfreiwillige Gesellschaft 2 freundlicher Dresdner am Tisch.
Es zog uns noch einmal in die Innenstadt. Allerdings führte uns unsere Runde zum grünen Gera - dem Stadtwald.
Zurück in der Innenstadt gab es Eis, zarte Leber im Brötchen und vegane Quarkbällchen mit Apfelmus zur Stärkung, in genau der Reihenfolge. :)
Danach statteten wir dem alten Sanatorium noch einen Fotobesuch ab. Allerdings ist hier nur noch sehr wenig Schönes zu finden.
Der Tierpark schloss leider für uns zu früh und so nahmen wir mit dem bunten Daliengarten vorlieb.
Zurück am Hotel gab es vorm anstehenden Abendessen noch einen Spaziergang. Welch ein Glück, dass die Schafe noch kein Abendessen hatten und ziemlich scharf auf Äpfel waren. Nur so kam ich noch zum ersehnten Streichelzoogefühl, welches mir im Tierpark verwehrt blieb.
Ich vergaß bisher zu erwähnen, dass unser Arrangement ein Romantikpaket enthielt. Ja, Romantik können die Geraer. Vielleicht sind deshalb auch Geranien die Blumen der Liebenden. Ich schweife ab. Unser Zimmer war romantisch dekoriert und am Abend war unser Tisch besonders liebevoll geschmückt. Soweit so gut. Leider war der Raum sonst wenig lauschig, so dass wir uns als etwas Besonderes fühlten im Frühstücksraum bei voller Beleuchtung und unter den neidvollen Blicken der anderen Frauen. Wahrscheinlich warteten alle auf den Antrag oder darauf, dass ich mich an dem Überraschungsring im Bierglas verschlucke. Zu dem kam es nicht. Wir hatten einfach nur ein schmackhaftes Abendessen. :)
Sonntag waren wir schon um 8:15 Uhr im Frühstücksraum. Es war angenehm leer und wir hatten volle Auswahl am Buffet. Als es langsam wieder unübersichtlich voll wurde, waren wir schon weg. Gera war bereits erschöpfend erkundet und so zog es uns nach Zeitz. Auch diese Stadt hat wieder einen Beinamen. Sie ist nämlich die Dom- und Residenzstadt. Aha. Dieser wohlklingende Name verriet allerdings nicht über die vielen verfallenen und leerstehenden Gebäude und Straßenzüge in der Innenstadt. Nun trug der Nieselregen und das damit verbundene graue Wetter sein Übriges dazu bei, dass es hier sehr traurig aussah. Zu empfehlen ist eine Führung durch das unterirdische Zeitz. Für 4,50 Euro hatten wir fast eine Privatführung. Sie dauerte eine Stunde und führte uns durch die Zeitzer Höhler. Die hier natürlich nicht Höhler heißen. Im Unterschied zu den Geraer Exemplaren wurden diese vor dem eigentlichen Haus gebaut.
Dann gibt es den Schlossgarten. Diesen kann man für 1,50 Euro besichtigen und einen tollen Blick auf das Schloss Moritzburg genießen. Nun trägt der Regen nicht sonderlich zum Genusserlebnis bei aber mit Fantasie kann man sich vorstellen wie es hätte sein können.
Von da aus ging es zum Dom. In dem gönnten wir uns auch eine Privatführung. Die Damen hatte allerlei Interessantes zum Dom und zur Stadt zu berichten.
Hier noch einige Eindrücke vom maroden Charme der Innenstadt:
Es war Tag der deutschen Einheit. Die Innenstadt war wie ausgestorben
und die einzigen 5 Personen, denen wir begegneten, standen im Dönerladen
an. Von dieser Menschenansammlung magisch angezogen taten wir es ihnen
gleich und aßen einen Döner zum Mittag bevor es wieder Richtung Heimat
ging.
Fazit:
Gera muss man nicht gesehen haben und Zeitz erst recht
nicht. Beide eignen sich prima um eine Rückfahrt noch mit etwas Kultur
zu füllen. Nur als echtes und einziges Reiseziel fand ich beide Städte ungeeignet.
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