Freitag, 11. Oktober 2013

Wüstentour mit Memphis Tours November 2012

Unsere abenteuerliche Reise durch Ägypten begann auf einer Reisemesse. Dort haben wir ein Foto von der Weißen Wüste gesehen und wussten sofort: Da wollen wir auch hin. Dazu kam, dass überall von der gähnenden Leere bei den Sehenswürdigkeiten wegen der Unruhen berichtet wurde. Also, nichts wie hin. :)
Memphis Tours war unser Anbieter bei dem wir das Abenteuer buchten (Hier der Link zur Tour).

Vom 9. bis zum 18. November 2012 war es dann so weit. Egypt Air brachte uns gut umsorgt nach Kairo. Wie sich später rausstellte, war es eine göttliche Eingebung, dass wir ein paar Kissen und Decken aus dem Flugzeug einpackten. Es war schon dunkel als wir landeten und von daher haben wir bei Ankunft nicht viel gesehen. Uns empfing Mostafa. Ein Trainee, der gut deutsch sprach. Er hieß uns willkommen und begleitete uns zum Hotel. Das Hotel war ok aber die Aufregung für das was kommen wird war riesig! Hier unsere geplante Tour:
Quelle: google Maps
Am nächsten Morgen lernten wir Hazem kennen. Unser persönlicher Reiseführer für die nächsten Tage. An dieser Stelle fiel uns schon auf, dass wir nur zu zweit waren. Der Fahrer entpuppte sich nach kürzester Zeit als Nervsack. Schreckliche Musik und dann drehte er sich um und animierte uns/mich zum Klatschen. Hallo?! Ich bin doch nicht seine persönliche Bauchtänzerin!
Die Pyramiden waren wirklich wenig besucht (PUNKT B). Und es sah tatsächlich so aus wie im Internet (hier das Vergleichsbild). Die waren schon beeindruckend. So richtig konnten wir diesen Anblick nicht genießen weil wir uns 1. aufdringliche Souvenirverkäufer und 2. aufdringliche Schülerinnen vom Hals halten mussten. Wobei die Mädchen waren anfangs noch süß, weil ich mich dank weißer Haut und rötlicher Haare wie ein Star fühlen durfte und alle ein Foto mit mir wollten. Auch das nervt irgendwann, weil selbst kleine Mädchen irgendwann unhöflich werden können.
Den Besuch im Papyrosladen hätten wir nicht gebraucht und es war tatsächlich so wie ich es immer schon gehasst habe. Nein, wir möchten kein Papyrosbild kaufen. Nein, auch nicht mit meinem Namen drauf....
Es ging dann im Vierergespann weiter in die Wüste. Die Ägyper fahren wirklich als ob es kein Morgen gibt bzw. sie ihn nicht erleben wollen. Man macht ja auch kein Licht an. Nein, das blendet zu sehr. Viel besser ist es, wenn man das Gegenüber mit Lichthupe warnt, dass man sich gleich begegnet.
In der Oase Bahariya (PUNKT C) angekommen, fand ein Fahrzeug-Fahrerwechsel statt. Es kamen auch hier keine weiteren Touristen dazu. Plötzlich war das Verhältnis nicht mehr 2:2 sondern 4:2. Das war im Dunkeln und in der Schnelle wie der Wechsel passierte schon gewöhnungsbedürftig. Und ehe wir uns versahen waren wir mitten in der Einsamkeit irgendwo in einem Teil der Wüste. Dort wurde in Windeseile ein Quartier errichtet, das gemütlicher war als mache Wohnzimmer. O_o wow! Nun zur neuen Mannschaft: Es gab Sakarias unseren Fahrer, Eslam unseren Koch und Wüstenguid, Hazem unseren Reiseführer und Mostafa unseren persönlichen Nervsack Betreuer der eigentlich Trainee war und sich die Tour anschauen sollte. Eslam zauberte ein hervorragendes Abendessen! Danach gabs noch frischen schwarzen Tee mit Zucker und Minze. Hier fingen wir an, uns etwas zu entspannen. Im Zelt übernachteten wir dann unruhig weil alles so unwirklich war und der Muhezin gefühlt die ganze Nacht laut sein Gebet verbreitete. Aber hier erwies sich die Idee die Kissen und Decken mitzunehmen als goldwert. Es gab keine festen Schlafsäcke, also bekam jeder jeden Tag spontan einen ab. Dazu habs gegen die Kälte dicke Kamelhaardecken und keine Kissen. Ja, was waren wir froh. :)
Am nächsten Tag haben wir in einer heißen Quelle gebadet. :D Oh Mann! :D Ja, das klingt romantischer als es eigentlich war. Es war ein riesiger Trog in den aus einem gruseligen, riesigem Rohr unentwegt heißes Wasser floss. Das Wasser war eisenhaltig und somit war es braun - genau wie meine Haut und die Handtücher. Leider war die Bräune der Handtücher nachhaltiger als die meines Körpers.

Den weiteren Verlauf der Reise fasse ich mit den Highlights zusammen:
Die Skulpturen in der Weißen Wüste (PUNKT D) waren wirklich beeindruckend und die Weite und die Stille dazu. Hoffentlich macht der Tourismus und der mangelnde Respekt der Jeepfahrer vor dieser Landschaft - das kleine Wunder mitten in der Wüste -  diese nicht schneller kaputt als es die Erosion machen würde. Es handelt sich bei der Wüste um einen ehemaligen Meeresgrund, der nach und nach verwittert. Das erklärt auch, warum hier versteinerte Meerestiere herumliegen und darauf warteten, dass ich sie einsammle. Ich hätte den ganzen Tag durch diese Landschaft robben können, um Steine zu sammeln. Das war so schön und in dieser Landschaft abends am Feuer zu sitzen, Tee zu schlürfen und den klaren Sternenhimmen zu beobachten, war nahe dran am Paradis. Wenn da nicht unsere ägyptischen Freunde gewesen wären, die sich mit sinnlosen Handyliedern und Audiodateien gegenseitig übertrumpfen wollten. Aber die waren irgendwann alle in ihre Kamelhaardecken gehüllt und haben geschlafen und dann konnten wir die Ruhe genießen. Die Schwarze Wüste hab ich als solche gar nicht wahrgenommen, der Kristallberg war ok aber der versteinerte Baum war kein versteinerter Baum. Nein! Auch wenn sie das wehement behaupteten. Genau wie angeblich der Salzsee durch eine Salzwasserquelle entsteht. Das habe ich in der Reisenachbereitung recherchiert und ich hatte Recht. Sowas gibt es nicht! Die Sandwüste war auch recht schön. Hier war weit und breit keine Erhebung. Dann gab es noch eine Sandwüste mit riesigen Dünen. Alle Wüsten waren schön, aber keine kommt an die Atmosphäre der Weißen Wüste heran.
Ich möchte noch die Kochkünste unseres Eslams erwähnen. Er zauberte jeden Tag ein riesiges Abendessen mit Reis, der auf ägyptische Weise zubereitet wird und fast immer gabs auf Holz gegrilltes Hühnchen. Zum Frühstück gab es Fladenbrot mit Schmelzkäse und Honig oder Marmelade. Mittags waren wir immer in lokalen kleinen Restaurants oder bei Frauen die Kleidung aus Kamelhaaren verkaufen wollten, essen. Das Essen war ausnahmslos hervorragend!

Vor der langen Fahrt nach Luxor fand wieder ein Fahrzeug-Fahrerwechsel statt. Eslam und Sakarias verabschiedeten sich und 2 unsympatische Nonames holten uns, Hazem und Mostafa ab. Die Fahrt war ein Graus! Diese beiden Pappnasen konnten offensichtlich nicht Autofahren. Die Innenseite der Kurve mit gefühlten 180 km/h zu nehmen und dann beim Hineinfahren nochmals Gas zu geben, ist unlogisch und gefährlich. Einige Wochen nach unserer Reise verunglückte ein Jeep mit Touristen tödlich. Wir waren nicht weit davon entfernt. Immerhin haben sie dann auf Ermahnen reagiert und nachdem sie sich höhnisch anlächelten, drosselten sie ein wenig das Tempo. Dazu habe ich auch eine E-Mail an den Veranstalter geschrieben. Dieser wurde angeblich intern in verschiedene Sprachen übersetzt. Ob es etwas bringt, weiß ich nicht, aber ich habe getan was ich konnte.
Luxor war ok (PUNKT H). Das Tal der Könige hat mich leider nicht begeistert. Auch hier war es wieder schön, dass es so wenige Touristen im Land gab. Dann gings, nach kurzem Frischmachen in einem Hotel, im Nachtzug zurück nach Kairo.

Fazit der Tour:
Positiv:
  • Die Weiße Wüste!!! Das müsst ihr gesehen haben. Und dazu im Vergleich die anderen gleich mit. Und überhaupt die Landschaft war zum Teil wirklich wunderschön.
  • Das Essen und die Verpflegung waren sehr gut. 
  • Die Betreuung war rund um die Uhr vorhanden. Manchmal war das sogar schon etwas zu viel, weil sie immer da waren und wir nur nachts im Zelt Zeit für uns hatten. Aber ich habe mich nie unwohl oder bedroht auf der Reise gefühlt. Selbst bei hitzigen Diskussionen, uns an einer Tankstelle nach vorn zu lassen, bei einer Schlange, die bis zum Horizont reichte. 
  • Wir haben einmal gesehen wie Hazem einem Polizisten als Dank Geld geben wollte und er hat es abgelehnt! Dieser war offensichtlich nicht korrupt bzw. glaubt an den Wandel.
Negativ:
  • Diese versteckten offensichtlichen Verkaufstouren waren nervig. Wir haben besucht: Eine Papyposfabrik/-Laden, Alabasterwerkstatt, Kamelwolleshop, Obstplantage im Hinterhof. Mh so viele waren es gar nicht. Egal, ich kann sie so und so nicht leiden. 
  • Die Fahrweise fand ich bedenklich. Auch Sakarias ist auf langen geraden Strecken ab und zu (fast) weggenickt und das ließe sich vermeiden. Unsere 4 Begleiter hätten sich durchaus abwechseln können.  
  • Das Trinkgeldhaschen: Jeder, auch wenn er nur mal neben uns stand und uns evtl. durch seine Anwesenheit Schatten gespendet haben könnte, wollte Geld. Nein. Freunde, da müsst ihr dran arbeiten. Das ist lästig für die Besucher. Unser Hazem steckte denen dann immer sein privates Geld zu (haben wir im Nachhinein erfahren). Und gekrönt wird das Ganze durch Undankbarkeit unseres Fahrers Sakarias. Er beschwerte sich wohl im Nachhinein über die Höhe des Trinkgeldes. Es war kein Vermögen, aber dafür dass wir jeder fast 1000 € bezahlt hatten für die Reise, war das was wir gegeben haben, ok - Ihm aber offensichtlich zu wenig. Das zog den guten Eindruck der Jeeptour ein wenig nach unten.
  • Mostafa der Trainee wollte alles perfekt machen und dokumentieren. Er fing an, uns dauernd zu filmen und deletantisch zu interviewen. Bis ich ihm leider etwas explosionsartig gesagt habe, dass ich das nicht so toll finde. Er war im Herzen ein engagierter junger Mensch. Aber es war eh schon eine hohe Betreuerdichte und dann so einer. Hachja... :/ 
  • Der Umgamg mit Müll ist erschreckend: Tote Tiere wirft man in den Kanal in dem Kinder ein paar Meter weiter spielen und Wäsche gewaschen wird, Dreck kippt man auf die Straße und Verpackungen lässt man einfach so fallen. So sieht es leider auch vor den Städten aus. Hier sammelt sich der Müll einfach in der Landschaft. Unglaublich! Ändert was daran!! Die Umwelt rächt sich irgendwann!
Gesamtfazit:
Machen! Unbedingt! Das war schon abenteuerlich und wirklich sehenswert. Interessant finde ich, dass diese Wüstentouren auch mit Kamelen angeboten werden. Entweder reitend oder laufend und die Kamele tragen dann dabei das Gepäck. 

Unsere Reise endete jedoch noch nicht mit der Ankunft in Kairo. Wir hatten noch 2 Tage Hauptstadtfeeling geplant. Memphis Tours holte uns vom Zug ab und brachte uns zu unserem neuen Hotel - Cecilia. Ein Glück war der Transfer noch von Memphis Tours organisiert. Allein hätten wir das vermutlich nie gefunden. Dieses Hotel hatten wir allein im Internet gebucht weil es billig war (hier der Link). Es lag in einer Nebenstraße vom Tahirplatz und das Haus sah aus als ob hier Krieg herrscht. Der Fahrstuhl brachte uns ganz nach oben. Dort war dann das Hostel und Mister Mohammet begrüßte uns gut gelaunt.
Kurzzusammenfassung der verbleibenden Tage:
Das Ägyptische Museum ist sehr ernüchternd. Es gibt hier nicht mal eine Postkarte zu kaufen. Teilweise sind die Beschriftungen so alt, dass man sie nicht mehr lesen kann oder sie fehlen ganz. Dann waren wir auf dem Kairo Tower. Das war ganz nett. Hier hat man einen guten Überblick über die laute, dreckige, schrille Stadt.

Die Fladenbrotfrau war total süß und kannte uns dann auch schon nachdem wir den 2. 12er-Pack Brote bei ihr kauften. Wir waren auch abends draußen und es war ok. Genau wie das Hotel. Es tat mir zwar in der Seele weh, zu sehen wie dieser grandiose Holzfußboden regelmäßig mit Wasser überschwemmt wurde wenn wir duschten. Abgesehen davon, war dieses Zimmer im Kolonialstil und somit sehr schick. Überhaupt waren die Häuser wohl alle aus dieser Zeit. Nur leider tut man wenig für deren Erhaltung. Das Frühstück war mehr ein Miniimbiss aber was kann man für 18 €/Nacht erwarten. ;)

Von den Unruhen haben wir damals wenig mitbekommen. Es gab Demonstrationen. Aber die wurden von uns als nicht kritisch eingestuft und so haben wir sie hinter der Polizeiabsperrung verfolgt. Jetzt sieht es bestimmt etwas anders aus. Dafür sind die Pyramiden bestimmt immer noch ziemlich wenig frequentiert, was wieder gut ist für die Touris die sich jetzt trauen.

Fazit des Urlaubes:
Die Wüste war toll! Die würde ich auch jederzeit wieder besuchen und noch viel mehr Zeit dort verbringen. Allerdings hat sich der Teil des ägyptischen Volkes, den ich kennengelernt habe, sich keinen Platz in meinem Herzen erobert. Gut, Hazem und Eslam waren wirklich eine Ausnahme! Ich persönlich empfand den Großteil aufdringlich und zum Teil auch unverschämt (z.B. verhüllen sie ihre Frauen aber auf der anderen Seite glotzen sie mir fast die Brust weg.). Sie verfügen über eine solch grandiose Vergangenheit und befinden sich heute mit ihren gesellschaftlichen Normen im Mittelalter. Das finde ich schade und vielleicht bringt dieser sich z.Z. vollziehende Prozess der Veränderung auch eine Veränderung in den Köpfen der Gesellschaft. Ich bin jedenfalls jetzt noch nicht bereit für diese Lebensart und somit steht Ägypten (trotz dieser genialen Wüste) nicht auf meiner Reisezielliste für die nächsten Jahre.

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